25 Jahre "Verein der Schiffsingenieure zu Rostock e.V."

Ein kurzes Vorwort.

Nach einem viertel Jahrhundert berufständischer Vereinsarbeit ist es ratsam, das bisher Erreichte sachlich zu analysieren, um erfolgreiche Aktivitäten weiter zu verfolgen und gegebenenfalls noch besser zu gestalten. Dass Vorstand und viele aktive Mitglieder diese Strategie mittragen, beweisen die in den verflossenen fünf Jahren durchgeführten Zusammenkünfte und Besichtigungsfahrten. Inhaltlich schließen diese sich lückenlos denjenigen Schwerpunkten an, die ausführlich in den Broschüren zum 15. und 20. Geburtstag des Vereins aufgelistet und bewertet worden sind. Um den personellen und finanziellen Aufwand des Vereins möglichst gering zu halten, wird es daher als nicht erforderlich angesehen, für den Zeitraum 2010 bis 2015 eine weitere, lediglich ergänzende Publikation anzufertigen.

Etwas Historie muss sein.

Sollte es einen Maschinistenhimmel geben (wer weiß es wirklich?), dann ist zu vermuten, dass unsere Altvorderen, die bereits im Jahre 1914 die Ortsgruppe Rostock im "Verband Deutscher Schiffsingenieure" gründeten, mit allen bis heute engagierten Vereins-Fachkollegen sehr zufrieden sind. Denn auch ohne einen deutschlandweiten Zusammenhalt während des Naziregimes und der Nachkriegszeit trafen sich regelmäßig Seemaschinisten und Schiffsingenieure in gemütlicher Runde zum Austausch von allgemeinen und fachlichen Neuigkeiten. Zu DDR-Zeiten gab es in den meisten technisch-orientierten Betrieben, Institutionen und Bildungseinrichtungen die Betriebssektionen der "Kammer der Technik" (KdT). So auch in den Rostocker Reedereien, Werften, Maschinenbaubetrieben, den Fach- und Hochschulen sowie der Universität. Man kannte sich und arbeitete zur Lösung aktueller Probleme meist kollegial über kürzere oder längere Zeiträume zusammen. Die Einbeziehung der im Bordeinsatz tätigen Fachkollegen war aus den typisch seefahrtsbedingten Gründen, wie vom Reedereistandort weit entfernte Wohngebiete und geringe Möglichkeiten der Freizeitabgeltung durch den permanenten Personalmangel, nur beschränkt möglich. Die sich auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens auswirkenden politischen Veränderungen der Jahre 1989/1990 veranlasste einen "harten Kern" um die Schiffsingenieure Kohn und Marnau (Deutsche Seereederei Rostock) sowie Schwitalla, von Zweydorff und Ziehe( Ingenieurhochschule für Seefahrt/ Warnemünde) die Gunst der Stunde zu nutzen. Anknüpfend an das Wirken der Gründungsväter des 1914 aus der Taufe gehobenen Ortsvereins sollte es nun auch in der Hansestadt Rostock wieder einen eigenständigen, im gesamtdeutschen Dachverband eingebundenen Zusammenschluss der Schiffstechniker geben. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurden interessierte Mitstreiter gewonnen. Weder von den Betriebs- und Hochschulleitungen noch von der KdT gab es Widerstände zu überwinden. Hier dominierten vor allem Existenzsorgen die tägliche Arbeit. So konnte von den vorstehend genannten Fachkollegen am 19.April 1990 zu einer Zusammenkunft in den Räumen der Hochschule für Seefahrt in Warnemünde eingeladen werden. Einzelne Schiffsingenieure nutzen ihre bereits zu DDR-Zeiten bestehenden guten Verbindungen zu den Vereinskollegen in Hamburg und Bremerhaven, um besonders zu Fragen des organisatorischen Aufbaus und der vereinsrechtlichen Besonderheiten um gerne gewährte Unterstützung zu ersuchen. Nach heftigen, oft sehr emotional geführten Debatten erklärten sich am Ende spontan 59 Anwesende dazu bereit, mit sofortiger Wirkung einem neu zu gründenden Verein beizutreten. Bereits zum Ende des Jahres 1990 gehörten 105 Fachkollegen dem VSIR an. Durch Austritte, Ableben sowie Neuaufnahmen bewegte sich über die Jahre hinweg die Mitgliederstärke zwischen 140 und 150 Personen.

Motivation und Ergebnisse.

Die rabiate Privatisierungswut der damaligen Treuhandanstalt führte zum Zusammenbruch der meisten ostdeutschen Reedereien, Werften und deren Zulieferindustrie. Besonders die Jahrgänge, die nach dem Ende des 2.Weltkrieges als blutjunge Maschinen-Assistenten zur See fuhren und sich dort in harter Arbeit und beschwerlichem Studium meist bis zum Leitenden Ingenieur, zum Chief, entwickelten, wurden nicht wegen mangelnden fachlichen Leistungen und Kenntnissen, sondern wegen ihres damaligen Alters zwischen 55 und 62 Jahren zuerst "freigesetzt". Eine Prozedur, die zwar von den international erfahrenen Seeleuten mit Besorgnis erahnt, aber nicht persönlich erwartet wurde. Sicherlich gelang es einigen jüngeren Fachkollegen, begünstigt durch den guten Ruf der ostdeutschen Schiffsingenieurausbildung, schnell eine Anstellung in den altbundesdeutschen Schifffahrtsunternehmen zu finden. Anderen gelang es, die angebotenen Altersübergangsregelungen trotz erheblichen finanziellen Einbußen zu nutzen. Da sich die immer aktiven Schiffsingenieure in der Regel nur kurzzeitig mit Haus- und Gartenarbeiten voll ausgelastet fühlen, konnte das Mitwirken in einem fachlich orientierten Verein den Frust etwas dämpfen. Dies, sowie eine gute persönliche Werbung der Gründungsmitglieder, haben dazu geführt, dass 1990 /1991 in Rostock relativ viele Schiffstechniker Mitglied des VSIR wurden. Viele Fachkollegen kannten sich aus gemeinsamer Fahrzeit zum Beispiel bei der DSR, den Fischfangbetrieben, der Deutschen Reichsbahn, der Marine oder der Bagger-, Bugsier und Bergungsreederei (BBB). Eine von Beginn der Widergründung des Vereins streng eingehaltene Neutralität in politischen und gewerkschaftlichen Fragen orientierte alle Vereinsmitglieder auf die Lösung der Kernaufgaben. Das war vorrangig die fachliche Weiterbildung. Auch als nicht mehr im aktiven Berufsgeschehen mitwirkend, wollte man nicht von der im Schiffsbetrieb rasanten technischen Weiterentwicklung abgeschnitten werden. Hervorragende Referenten haben auf den bisher 86 an der Hochschule Wismar, Fachbereich Seefahrt durchgeführten "Treffs der Schiffsbetriebstechniker" über aktuelle Probleme und neueste Erkenntnisse in der Seefahrt oder dem Schiffsmaschinenbau berichtet. Die durchschnittliche Teilnehmeranzahl betrug bei den bisher durchgeführten 86 Veranstaltungen rund 41 Interessierte. Dieser Wert könnte besonders bei höherem Interesse der am Schulstandort immatrikulierten Studiosi noch wesentlich verbessert werden. Eine große Bereicherung des Vereinslebens stellen auch die 90 im Berichtszeitraum mit erheblichem organisatorischem und finanziellem Aufwand verbundenen Besichtigungsfahrten dar. Die Palette der Ausflugsziele reichte beispielsweise

Einen beachtenswerten Beitrag zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades des VSIR wurde durch die Mitorganisation des jährlichen "Treffs der Schiffstechniker" der Gastschiffe anlässlich des landesweiten maritimen Großereignisses, der "Hanse Sail", erreicht. Aktiv arbeiten VSIR-Vertreter im 2014 neu gegründeten "Maritimen Rat Rostock" mit. Über gegenseitige Einladungen zu örtlichen besonderen Anlässen und über den Dachverband wurden enge Kontakte zu den freundschaftlich verbundenen Ortsvereinen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Flensburg gepflegt. Bereits der 1. Vorsitzende des VSIR, Herr Dr. Ing. Harald Kohn, hat weitsichtig erkannt, dass es für den Rostocker Ortsverein von Vorteil ist, keine eigene Informationszeitschrift ins Leben zu rufen, sondern sich dem allen deutschen Schiffstechnikern bestens bekannten "Schiffsingenieur-Journal" / Hamburg anzuschließen. Die Suche der Vorstandsmitglieder Gerold Schütz und Heinz-Jürgen Marnau nach einem geeigneten Lokal für den Vereinsstammtisch war erfolgreich. Seit Juli 1991 findet dieser regelmäßig am zweiten Donnerstag des Monats in der Rostocker Gaststätte "Stralsunder" statt. Er ist zu einem beliebten und rege besuchten Treffpunkt der Vereinsmitglieder geworden. Der Wirt, Herr Jens Girulat, ist bemüht, mit seinen freundlichen und zuvorkommenden Mitarbeiterinnen trotz bekannter Maschinenlautstärke vor Ort allen Wünschen bei Durst und Appetit nachzukommen. Möchte jemand z.B. bei besonderen Geburtstagen eine "Saalrunde" spendieren, gibt es unter musikalischer Begleitung ein fröhliches Ständchen. Abgesehen von den Sommermonaten, finden sich durchschnittlich 40 - 50 Berufskollegen zur kurz gehaltenen Information durch den Vorstand über neueste Vorhaben und Geschehnisse ein. Davor und darauf folgt der dann etwas breiter gefasste Klönsnak mit den Kollegen. Klar, dass auch gegenseitig neueste Informationen ausgetauscht werden, die nicht oder völlig anders in der Presse oder dem Fernsehen behandelt werden. Der Autor dankt an dieser Stelle denjenigen Berufskollegen, die bei Anfragen am Stammtisch mit Erinnerungen, Unterlagen oder Fotos hilfreiche Unterstützung bei Recherchen gewährten. Regelmäßig macht das Spendenschiffchen der DGzRS seine Runde.

Ende gut, alles gut?

Der "Verein der Schiffsingenieure zu Rostock" hat im maritim-gesellschaftlichen Leben der Hansestadt Rostock einen geachteten Platz eingenommen. Mit anderen seemännisch-technisch orientierten Vereinen bestehen enge und auf gegenseitiger Achtung bezogene Kontakte. Die in den letzten 25 Jahren kontinuierlich angestrebte Verbindung von fachlicher Weiterbildung und Information durch Vorträge und Besichtigungen sowie Geselligkeit untereinander haben sich bewährt und wird fortgesetzt. Wie in vielen anderen Vereinen ebenfalls erkennbar, bereitet der steigende Altersdurchschnitt von gegenwärtigen 67 Jahren zunehmende Besorgnis über das Weiterbestehen des Vereins in den kommenden Jahren. Nur noch rund ein Drittel der Mitglieder ist berufstätig. Die besonders an der Warnemünder Hoch- und Fachschule sehr rege betriebene Werbung um Vereinsnachwuchs kann im Ergebnis nicht den Erwartungen entsprechen. Realistisch ist davon auszugehen, dass sich das unter deutsche Flagge fahrende leitende technische Personal verringern wird. Ebenso werden die im Borddienst gemusterten Fachkollegen vorzugsweise ihren Wohnort in der Nähe ihrer Reederei oder in deren weitläufigen Umfeld wählen. Das könnte aber bedeuten, dass in Rostock die Riege älterer Herren kontinuierlich schrumpfen wird. Dem gerade das Rentenalter erreichende Anteil der VSIR-Mitglieder wird dann die Aufgabe zufallen, möglichst lange die Vereinsfahne hochzuhalten. Das 25 jährige Bestehen des Rostocker Schiffsingenieurvereins soll als Anlass genommen werden, um mit Stolz und Freude auf das bisher Errechte zurück zu blicken. Mit dem den Berufsstand auszeichnenden Optimismus kann erwartet werden dass die Fachkollegen der nach uns kommenden Generationen, anknüpfend an die von uns gelegten Grundlagen, ebenfalls ein reges und interessantes Vereinsleben gestalten werden.

Auf einem speziellem "Treff der Schiffstechniker" am 14.April 2015 um 16.00 Uhr wird im Haus 2 des Fachbereiches Seefahrt der Fachhochschule Wismar zu einer Feierstunde in kleinerem Rahmen eingeladen.

Hierzu sind alle VSIR-Mitglieder, besonders jedoch die Teilnehmer der ersten Zusammenkunft im Jahre 1990, herzlich eingeladen.

Dipl-Ing. Heinz-Jürgen Marnau

Bild 1 Bild 2 Bild 3
Vereinsstammtisch in der
Rostocker Gaststätte "Stralsunder"
Besuch in Berlin GatowInfotag beim NDR



Dipl.-Ing. Ralf Griffel / webmaster@vsir.de / 19.03.2015