Besuch auf dem Clubschiff "AidaAura"


Am 09. und 10. April 2003 fanden jeweils um 17.00 Uhr die Besuche der AidaAura am Passagierkai in Warnemünde statt. Das Passagierschiff wird am Sonnabend, dem 12. April mit großem kulturellen Aufwand getauft, was man an den aufgebauten Tribünen und Lichtanlagen erkennen kann.

Geführt wurden wir von Herrn Dipl-Ing. Jens Kohlmann und seine Kollegen. Herr Kohlmann, der jetzt als Chief-Ingenieur auf diesem Schiff seinen Dienst tun wird, ist ein Absolvent der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow. Er hatte an der schiffsbetriebstechnischen Verwirklichung dieses Objekts großen Anteil.

In Folge der Ereignisse vom 11. September war für "normale" Bürger ein unmittelbares Herankommen an dieses Passagierschiff nicht möglich, das Schiff war komplett abgezäunt. An der Gangway wurden, wie beim Einchecken in ein Flugzeug üblich, sämtliche Metallgegenstände durchleuchtet und der Personalausweis mußte gegen einen Besucherausweis abgegeben werden. Im Gegensatz zu unserem Besuch auf der AidaVita waren keine Firmen mehr an Bord, die noch Restpunkte erledigen mußten, das Schiff war vollständig fertiggestellt. So kamen wir diesmal in den Genuß, auch den Wellness-, Einkaufs-, Kultur- und Restaurantbereich im fertigen Zustand zu besichtigen.

Interessant waren natürlich für den Schiffsbetriebstechniker die technischen Dinge im Maschinenbereich. Im Maschinenraum sind sehr viele Aggregate gekapselt, so daß man z.B. bei den Dieselaggregaten überhaupt keine sich bewegenden Teile mehr erkennen kann. Der Antrieb des Schiffes erfolgt dieselelektrisch über 4 Wärtsila-Dieselmotoren. Die von diesen Motoren angetriebenen Generatoren erzeugen Strom für ein Mittelspannungsnetz mit 6 KV. Über Umformer mit leistungsfähigen Thyristoren und den Umweg der Gleichspannung werden dann die beiden Fahrmotoren mit ca. 1300 V gespeist. Alles ist redundant aufgebaut, wenn eine Sektion ausfallen sollte, ist die andere Sektion für sich allein immer noch in der Lage, das Schiff vorwärts zu bewegen.

Vom Maschinenkontrollraum kann man über steuerbare Videokameras z.B. einen Blick auf den Schornstein werfen und hat so immer die Möglichkeit die "Sauberkeit" des Abgasstromes zu beurteilen. Nebenbei weiß man so als Techniker schon vor dem Nautiker Bescheid, wann der Lotse an Bord kommt.

Breiten Raum nehmen auf einem solchen Schiff naturgemäß die Wasseraufbereitung, die Schmutzwasserentsorgung und die Klimatisierung des Schiffes ein. Alles ist natürlich auf dem neusten Stand der Technik und die Maschinenüberwachung läuft auf zahlreichen Computern, die alle miteinander vernetzt sind, ab. Diese müssen natürlich vom Personal für die entsprechenden Aufgaben eingerichtet werden, damit die Software auch das macht, was man von ihr erwartet, z.B. die vorbeugende Instandhaltung zu unterstützen.

Auf der Brücke ist alles vom Feinsten. So findet man hier auch die elektronische Seekarte ECDIS, die über das Radarbild gelegt werden kann, und das Schiffsidentifikationssystem AIS. Von den überdachten Nocken aus kann man das Schiff sehr gut manövrieren, hier ist jeweils ein kompletter Steuerstand vorhanden. Man kann über ein Fenster im Fußboden sogar in die Tiefe schauen.

Die 2 Stunden Besuchszeit vergingen wie im Fluge. Wenn man das nötige Kleingeld hat, ist eine Fahrt auf diesem Schiff bestimmt ein Erlebnis und man weiß sich auf Grund der Technik und der engagierten Besatzung in guten Händen.

Ralf Griffel


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Eindrücke vom Besuch des Clubschiffes "AidaAura"



Dipl.-Ing. Ralf Griffel / webmaster@vsir.de / 23.05.2003