20 Jahre VSIR - ein Grund zu feiern

Am 22. April 2010 beging der Verein der Schiffsingenieure zu Rostock e.V. (VSIR) auf einer Festveranstaltung im großen Saal des Kompetenzzentrums des Technologieparks Warnemünde den 20. Jahrestag seiner Gründung.
Der VSIR-Vorsitzende, Herr Detlef Junge, begrüßte die zahlreich erschienenen Teilnehmer - persönliche und korporative Vereinsmitglieder, die Vertreter der Ortsvereine Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Flensburg, der Vereinigung Deutscher Schiffsingenieure, der Rostocker Reedereien, der maritimen Wirtschaft, der regionalen maritimen Vereine, Organisationen, Institutionen und Behörden sowie der Deutschen Marine.
Ehrengast der Veranstaltung war der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock, Herr Roland Methling.

In seinem Grußwort würdigte der Oberbürgermeister das langjährig erfolgreiche Wirken des VSIR in der Region Rostock. Er hob besonders das Engagement des Vereins bei der Organisation und Durchführung des "Engineer`s Receptions", des Treffs der Schiffstechniker der Teilnehmerschiffe anläßlich der jährlichen Hanse Sail seit nunmehr fünfzehn Jahren hervor.

Den Festvortrag "20 Jahre VSIR - Resümee und Ausblick" hielt der Sprecher des VSIR-Ältestenrates Herr Helmut Köstler. Er erinnerte an die politischen Veränderungen in der DDR im Jahre 1989, die die Möglichkeit eröffnete, "dass sich der Berufsstand der Schiffsingenieure auch in Rostock wieder ohne Beschränkungen in einer eigenen Vereinigung zusammenfinden und wirken konnte".
Der Vortragende schilderte weiterhin die Aktivitäten der Initiatoren, die Rostocker Schiffsingenieure Harald Kohn, Heinz-Jürgen Marnau, Klaus Schwitalla, Rudolf von Zweydorff und Hans Ziehe zur Gründung des Vereins. Gewürdigt wurde die tatkräftige Hilfe und Unterstützung durch die Schiffsingenieursvereine aus Hamburg und Bremerhaven, namentlich durch die Schiffsingenieure Klaus-Günter Gosch, Harald Kunick und Horst Könecke.
Auf der turbulenten Gründungsversammlung am 19. April 1990 trugen sich 59 Personen, Schiffsingenieure der Rostocker Reedereien, Mitglieder des Lehrkörpers der Sektion Schiffsbetriebstechnik, dem Berufsstand nahestehende Kollegen der Institutionen der Seeverkehrswirtschaft sowie der Offiziershochschule Stralsund in die Mitgliederliste ein (davon sind heute noch 48 Mitglieder des Vereins).
Als erster VSIR-Vorsitzender wurde der Schiffsingenieur Harald Kohn gewählt. Mit Datum vom 28. Mai 1990 wurde die Eintragung des VSIR unter der laufenden Nr. 52 in das Vereinsregister des Kreisgerichtes Rostock-Stadt bestätigt.
Über das erfolgreiche Wirken des Vorstandes zur Konsolidierung des Vereins wurde im Weiteren berichtet. Auf der ersten Hauptversammlung des Vereins am 4. Oktober 1990 konnte festgestellt werden, daß bis zu diesem Zeitpunkt 99 persönliche und 5 korporative Mitglieder dem VSIR beigetreten waren. Diese erfolgreiche Arbeit wurde unter Einbeziehung vieler bereitwilliger und engagierter Mitglieder bis heute fortgesetzt. Das läßt sich auch am aktuellen Mitgliederstand ablesen, der 158 persönlich und 11 korporative Mitglieder beträgt. Sorgen bereitet dem Verein jedoch der hohe Altersdurchschnitt von 62 Jahren. In der Mitgliederwerbung von jüngeren Berufskollegen hat der Verein leider nur geringen Erfolg gehabt. Hier werden neue Wege notwendig sein.
Entsprechend der Vereinssatzung erfolgt die berufliche Weiterbildung und Information auf mehreren Wegen, getragen vor allem durch eigene Veranstaltungen. Es sei hier genannt der "Treff Schiffsbetriebstechniker", eine Veranstaltung, die bereits im Jahre 1973 von den Schiffsingenieuren Klaus Schwitalla und Heinz-Jürgen Marnau initiiert wurde und vom VSIR seit seiner Gründung traditionell im Hause unseres Korporativmitgliedes Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar weitergeführt wird. Seit 1990 hat der VSIR 70 dieser Veranstaltungen mit umfangreicher Themenvielfalt aus der Maritimtechnik, -wirtschaft und -umwelt mit insgesamt 3000 Teilnehmern durchgeführt. Ein weiterer Bestandteil auf diesem Gebiet sind die Fachexkursionen mit großer Bandbreite in den Themen Maritimtechnik und -umwelt. Der VSIR hat seit 1993 bis Ende 2009 insgesamt 79 Exkursionen mit rund 1700 Teilnehmern organisiert.
Unterstützt wurde unsere Weiterbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit u.a. von den Unternehmen

Besondere Erwähnung fand im Vortrag der seit 1991 monatlich stattfindende VSIR-Stammtisch in der Rostocker Gaststätte "Stralsunder". Diese Veranstaltung kann man als "Treffen der besonderen Art" bezeichnen, die immer eine große Resonanz hat, denn hier treffen sich bis zu 50 Vereinsmitglieder in zwangloser Atmosphäre. Der Stammtisch ist gleichzeitig Quelle für aktuelle Vereinsinformationen.
Gesellschaftlicher Höhepunkt ist der "Heizerball" zum Jahresabschluß nach der Hauptversammlung. Diese Veranstaltung hat fast familiären Charakter, und dient auch der Kontaktpflege mit den korporativen Mitgliedern und anderen Ortsvereinen.
Der Redner ging dann auf die enge Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Flensburg im Rahmen des Dachverbandes und dabei entwickelten Aktivitäten ein. Die Zusammenarbeit des VSIR mit den maritimen Vereinen und Institutionen wurde an Hand von Beispielen dargestellt.
Auf die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für die erfolgreiche Außen- und Innenwirkung eines Vereins ging der Vortragende nachfolgend ein. Die Aktivitäten des VSIR hierzu wurden dargestellt. Er sagte u.a.: "Natürlich sind die bereits genannten Veranstaltungen des Vereins ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit, aber Schrifttum ist wesentlich nachhaltiger. Hier hat sich unser Berufsstand bis in die letzten Jahre recht schwer getan, besonders bei zusammenhängenden Darstellungen des deutschen Schiffsingenieurwesens in Vergangenheit und Gegenwart. Die VSIR-Beiträge zum Buch "Dampfer, Diesel und Turbinen - Die Welt der Schiffsingenieure" haben die spezifischen Besonderheiten des ostdeutschen Schiffsingenieurwesens in der Zeit von 1945 bis 2000 erstmals umfassend dargestellt. Unser Vertreter Heinz-Jürgen Marnau hat dabei mit Unterstützung vieler Vereinsmitglieder Hervorragendes geleistet".
Ausgehend von diesen Erkenntnissen und Erfahrungen beschloß der Vorstand, bereits zum 15. Jahrestag der Gründung eine Vereinschronik herauszugeben. Nur 15 Jahre? es schien ein "Heimspiel" zu sein. Aber die Realität bescherte manche Hürde, die mit Hilfe vieler Vereinsmitglieder und freundlicher Unterstützung von Sponsoren bewältigt wurde. Dank solcher ideeller und materieller Unterstützung kann der VSIR heute auch die Nachfolgebroschüre zum 20. Jahrestag vorlegen.

Abschließend sagte der Vortragende: "Die Gründung des Vereins der Schiffsingenieure zu Rostock und seine nachfolgende Entwicklung ist aus unserer Sicht eine Erfolgsgeschichte. Der VSIR hat sich zunehmend stabilisiert und durch umfangreiche Aktivitäten Anerkennung in den maritimen Fachkreisen der Region Rostock und darüber hinaus erworben. Im Dachverband -Vereinigung Deutscher Schiffsingenieure- ist der Verein durch seine Fachkompetenz ein anerkanntes Mitglied.
Trotz aller erreichten Erfolge darf nicht übersehen werden, daß ein ganz wichtiges Ziel, die Werbung und Gewinnung von jüngeren Berufskollegen, bisher nicht im gewünschten Umfang erreicht wurde.
Es bleibt der Wunsch und die Hoffnung, dass der VSIR ebenso wie in den anderen deutschen Schiffsingenieurvereinen noch viele Jubiläen seiner Gründung feiern kann".

Nach diesem, den Werdegang unseres Vereins sehr umfangreich dargelegten Vortrages, folgte eine Ehrung für Verdienste um den VSIR.
Vorausgegangen war der Beschluss der Jahreshauptversammlung des VSIR, anlässlich des 20. Jahrestages seiner Gründung eine Ehrennadel für Verdienste bei der Entwicklung und Förderung des Vereins und für langjährige aktive Mitarbeit zu stiften.
Die erstmalige Verleihung erfolgte auf der Festveranstaltung am 22. April 2010.

Ausgezeichnet wurden die persönlichen VSIR-Mitglieder: Jürgen Beutling, Egon Deutsch, Ulrich Förster, Klaus-Günter Gosch, Ralf Griffel, Helmut Jürchott, Harald Kohn, Helmut Köstler, Heinz-Jürgen Marnau, Harald Reischke, Rudolf von Zweydorff und Hans Ziehe,
sowie die korporativen Vereinsmitglieder: Castrol Marine Oil GmbH Hamburg, Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar, GROMEX GmbH Ammersbek, Lehmann & Michels GmbH Rellingen und Rostock Diesel Service GmbH.
Als langjährige Förderer des Vereins wurden ausgezeichnet: Aida Cruises Rostock und Jens Girulat, Inhaber der Gaststätte "Stralsunder" Rostock.

Allen Geehrten wurde der besondere Dank verbunden mit der Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit ausgesprochen.

Die Grußworte der Gäste, die die Wünsche für weitere gute Zusammenarbeit beinhalteten und die das Ansehen des VSIR in der Region und im Verband des VDSI bekräftigten, beendeten den ersten Teil der Veranstaltung. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch für die vielen schriftlichen eingegangenen Glückwünsche zum 20-jährigen Bestehen unseres Vereins.

Im zweiten Teil der Festveranstaltung wurde auf die Entwicklung der seemännischen Ausbildung an der Ostseeküste eingegangen.

Herr Prof. Dr. Ing. Frank Bernhardt gab in seinem Vortrag einen sehr interessanten Abriss über die 140jährige Geschichte der seemännischen Ausbildung an der Ostseeküste im Raum Wustrow/Warnemünde.
In Kurzfassung seien hier noch einmal Eckpunkte der Entwicklung aus seinem Vortrag genannt:
Bereits ab 1813 hat der Steuermann Nicolaus Permien in Wustrow Winterkurse abgehalten, um 20 bis 30 junge Leute auf das Steuermannsexamen vorzubereiten.
1846 wurde die erste Steuermanns- und Navigationsschule in Wustrow auf Anweisung des Großherzogs von Mecklenburg, Friedrich Franz, gegründet und am 16. Nov. 1846 begann hier der erste Unterricht. Es war die erste staatliche Navigationsschule in Mecklenburg. Der Bedarf an ausgebildeten Steuermännern und Schiffsführern war groß. Und so entwickelte sich die Navigationsschule schnell zu einem anerkannten Ausbildungsort. 1916 wurden die deutschen Navigationsschulen in Seefahrtschulen umbenannt. Infolge des Krieges endete 1944 die maritime Ausbildung. Bis dahin haben in Wustrow 2688 Steuermanns- und 1806 Kapitänsschüler ihr Examen bestanden.
Am 6. Mai 1949 konnte die Seefahrtschule Wustrow wieder eröffnet werden. Eine große Ausbauphase begann. Neue Lehrräume, Trainingsschiffe, Radarsimulations- und Forschungsmöglichkeiten entstanden. Von 1949 bis 1969 absolvierten 3930 künftige Schiffsoffiziere für Nautik, Betriebstechnik und Seefunk die Schule.
1954 wurde die "Ingenieurschule für Schiffbautechnik" in Warnemünde gegründet und die Seemaschinisten- und Schiffsingenieurausbildung von der "Seefahrtschule Wustrow" übernommen.
Am 1. September 1969 gründete die DDR-Regierung mit der "Ingenieurschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow" die erste universitäre Hochschule für zivile Schiffsoffiziere und Kapitäne im gesamten deutschsprachigen Raum. Die Seefahrtschule erreicht eine weltweit anerkannte Qualität in Lehre und Forschung. Von 1969 bis 1989 legten 4890 Fach- bzw. Hochschulstudenten ihre Prüfung mit Erfolg ab.
Ein Brand im Hochschulteil Wustrow bringt im Sommersemester 1992 das schmerzliche Ende der ehrwürdigen "Seefahrtschule Wustrow" - schwarze Flaggen auf dem Turm.
Die gesamte maritime Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern wird mit der Gründung des Fachbereiches Seefahrt als Außenstelle der Hochschule Wismar in Rostock-Warnemünde ab dem 01. Oktober 1992 weitergeführt. 1998 ist die Übergabe des neuen "Maritime Simulation Centre Warnemünde" (MSCW) an den Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar.
Im September 2006 werden im Zuge des Prozesses von Bologna alle Diplom-Studiengänge auf Bachelor of Science umgestellt.
Mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung und Umgestaltung des Bereiches Seefahrt der Hochschule Wismar endete dieser in vieler Hinsicht sehr interessante und wissenswerte Vortrag.

In dem anschließenden Vortrag gab Herr Prof. Dr. Ing. Rachow einen Bericht über STW 41 zur Überarbeitung des STCW-Übereinkommens (London vom 10. bis 15. Januar 2010), an dem er als Vertreter des VDSI in der Deutschen Delegation teilnahm.
Er berichtete über das Vorbereitungstreffen der Deutschen Delegation und die Arbeitsweise und die Ergebnisse der STW 41. Diese Konferenz, so betonte Prof. Rachow, war von entscheidender Bedeutung, da die erreichten Ergebnisse die Grundlage für die Diplomatische Konferenz vom 21.06 - 25.06 2010 in Manila sind, auf der die endgültigen Regeln festgelegt werden sollen.
Insbesondere geht es hier aus der Sicht des VDSI um die Einführung von Mindestanforderungen für "elektro-technical rating" (Elektriker), die Einführung von Mindestanforderungen für den "electro-technical officer" (ETO) und die Neuordnung und Modernisierung der Mindestanforderungen für den Technischen Offizier Betriebs- und Managementebene.

Zum Abschluss der Festveranstaltung wurden alle Teilnehmer zum Buffet gebeten.. In lockerer und kollegialer Atmosphäre wurden Erinnerungen ausgetauscht und auch neue Kontakte geknüpft.
Nach Aussagen der Teilnehmer war es eine gelungene Veranstaltung, die dem Anlass voll gerecht wurde.

Detlef Junge
Vorsitzender VSIR

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Dipl.-Ing. Ralf Griffel / webmaster@vsir.de / 16.07.2010