Der Verein der Schiffsingenieure zu Rostock (VSIR) kann in diesem Jahr auf sein 35jähriges Bestehen zurückblicken. Bei der Gründungsversammlung im April 1990 in der Warnemünder Seefahrtsschule trugen sich insgesamt 51 Schiffsingenieure in die Mitgliederliste ein, erinnert Heinz-Jürgen Marnau (89), einer der Gründungsmitglieder, am Rande des traditionellen Empfangs für die Berufskollegen während der Hanse Sail. Damit existierte seinerzeit nach rund 60jähriger Unterbrechung wieder eine vereinsrechtlich selbstständige Berufsvereinigung. Ein Rückblick in die Geschichte zeigt, dass bereits 1893 ein Maschinisten-Verein für Rostock und Umgebung gebildet, 1911 zunächst der Verband Deutscher Schiffsingenieure sowie 1924 der Verband Deutscher Schiffsingenieure und Seemaschinisten entstand. Mit der Machtübernahme der Nazis wurde er wie andere Berufsorganisationen in der Deutschen Arbeitsfront gleichgeschaltet. Zu DDR-Zeiten war dann zwar eine Zusammenarbeit der Schiffstechniker in verschiedenen Betriebssektionen der Kammer der Technik möglich, allerdings Vereinsbildung nicht erwünscht, berichtet Marnau.
Der neugegründete Rostocker Verein wuchs in Spitzenzeiten auf über 140 Mitglieder. Die Mitglieder treffen sich zum Stammtisch in der Gaststätte "Stralsunder", zum Treff Schiffsbetriebstechniker in der Seefahrtsschule und besichtigen Unternehmen der maritimen Wirtschaft. Inzwischen sind etliche der "Schwarzfüße", wie die Techniker mit Ökelnamen auch genannt werden, in die Jahre gekommen. Der Aktionsradius sei entsprechend kleiner geworden, offenbart Prof. Frank Bernhardt, der Vorsitzende des Vereins. Der Altersdurchschnitt der inzwischen 94 Mitglieder beträgt 72 Jahre, wie er berichtet. Es gab zwar Neuzugänge durch vier Studenten und zwei erfahrene Berufskollegen, aber noch keine grundlegende weitere Verjüngung, bedauert Bernhardt und rührt mit seinen Vorstandskollegen die Werbetrommel, um weitere Interessenten für die Mitarbeit im Verein zu gewinnen. Da gibt es schließlich den fachlichen Austausch zu Neuigkeiten aus der Branche, so zuletzt im Juni zur Dockung eines Schiffes aus Sicht der Klassifizierungsgesellschaft. Kürzere Exkursionen sind weiterhin geplant, so ein Besuch der Baltic Taucher und ein Ausflugstörn mit Schütts Blauer Flotte. Auch die Fahrt zur Schiffbaumesse SMM im September mit der Standbetreuung an der Seite der Hamburger Kollegen sei wieder vorgesehen. Zu den geselligen Veranstaltungen gehört im Dezember dann das traditionelle Labskausessen.
Eine Besonderheit ist das mit dem Hanse Sail-Verein gemeinsam veranstaltete Engineers Reception. Der Empfang der Rostocker Schiffsingenieure für die Techniker der Teilnehmerschiffe zur Hanse Sail bei "Klock acht" fand auch in diesem Jahr wieder große Resonanz. Seit 1995 führt der Verein diese weltweit einmalige Zusammenkunft durch, die sich bei den Maschinisten der Sail-Schiffe großer Beliebtheit erfreut. So auch bei den Bremer Maschinenbauingenieuren Cord Grimsehl und Paul Fischer von der Stammbesatzung des Segelschulschiffes "Großherzogin Elisabeth" aus Elsfleth . Ein Schiff, das vom 25. August bis 10. September übrigens gerade wieder für die Ausbildung des Seeleute-Nachwuchses durch Aida Cruises genutzt wird.
Reiner Frank (NNN)